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Rückblick Winter 2023/2022

Zu warm, zu trocken und zu wenig Sonne

Der Winter 2023/2022 war im Vergleich zur internationalen Referenzperiode 1961-1990 um
2,2 Grad Celsius wärmer. Er hat jedoch damit keine Spitzenposition eingenommen und
rangiert mit einem Mittelwert von 2,9 °C an 12. Stelle in einer Reihe ab 1961. Die größte
Abweichung von den Mittelwerten beobachteten wir im Januar mit + 3,9; die geringste
Abweichung im Dezember mit + 2,0 Grad. Die beiden bisher wärmsten Winter gab es
2007/2006 mit 4,6 °C und im Winter 2020/2019 mit 4,4 °C. Hinsichtlich Beurteilung der
möglichen Schwankungsbreite sollte zum Vergleich an dieser Stelle auch der extrem kalte
Winter 1963/1962 mit einer Durchschnittstemperatur von -6,2 °C nicht unerwähnt bleiben.
Der Dezember endete mit einem Paukenschlag in der Silvesternacht: Noch gegen
Mitternacht wurden Temperaturen um 17°C gemessen, dies war zugleich auch ein neuer
Wärmerekord für den folgenden Januar (Abb.1).

Im vergangenen Winter war an unserer Messstelle Coswig IKG (Hellmann-Regenmesser) nur
der Februar überdurchschnittlich nass (135 %); der Januar war mit 82 % und der Dezember
mit nur 71 % zu trocken. Die extrem kritische Trockenheit der letzten Jahre hielt in tieferen
Bodenschichten unvermindert an – die erwähnten Niederschläge im Februar änderten an
dieser Situation kaum etwas. Die Winterniederschläge haben seit 1961 um durchschnittlich
21 mm abgenommen. Ein negatives Signal für die Wasserbilanz im Boden.

Interessant für uns war auch die räumliche Verteilung des Niederschlags in Deutschland im
Monat Februar. Infolge der großräumigen Luftdruckverteilung in Europa kippte die fast zur
Gewohnheit gewordene Niederschlagsabnahme von Südwesten nach Nordosten und zeigte
im Februar ein seitenverkehrtes Bild. Nun erfassten die Niederschläge vor allem den
Nordosten Deutschlands und der Südwesten litt unter Trockenheit. Auch der Berliner Raum
profitierte von dem kostbaren Nass nach langen Durststrecken.

Die durchschnittliche Sonnenscheindauer nimmt seit Messbeginn ständig zu, auch im Winter
mit immerhin 37 Stunden seit 1961. Der letzte Winter passte so gar nicht in dieses Bild. Es
war vorwiegend trüb und am Ende fehlten 48 Stunden relativ zum Referenzwert. Nach der
Jahrtausendwende beobachteten wir nur im Winter 2013/2012 noch weniger Sonnenschein.
Anmerkung: Wie man den ersten Tag des Winters festlegt, hängt davon ab, ob man sich auf
den astronomischen oder meteorologischen Winter beziehen möchte. In der Regel
verwenden wir jedoch die meteorologische Definition der Jahreszeiten. Nach dem
meteorologischen Kalender ist der erste Tag des Winters immer der 1. Dezember; er endet
am 28. (oder 29. in einem Schaltjahr) Februar. Die letzte Wintersaison 2023/2022 setzt sich
also aus dem Dezember 2022 sowie dem Januar und dem Februar 2023 zusammen.

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Abb.1: Temperaturverlauf im Dezember 2022 an der DWD-Station Dresden-Klotzsche.
Deutlich zu erkennen ist auch das rekordverdächtige Maximum am 31.12.2022

Autor: Wilfried Küchler

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