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Sauerkirschsorten

Unsere alten Sauerkirschsorten „von der Natte“ und „Ostheimer“

Alte Obstsorten sind wieder im Kommen. Besonders im Mittelpunkt stehen dabei die Äpfel.
Aber wer denkt hierbei schon an Kirschen, insbesondere Sauerkirschen? Die Sauerkirsche
wurde 1753 von Linné als Prunus cerasus erstmals beschrieben. Man unterscheidet 2
Unterarten der Sauerkirsche:

Die Baum-Sauer-Kirsche (Prunus cerasus subsp. cerasus) und
die Strauch-Sauer-Kirsche oder Schattenmorelle (Prunus cerasus subsp. acida), wozu auch
die beiden alten Sorten „von der Natte“ und „Ostheimer“ gehören. Die Natte soll ihren Namen
nach dem holländischen Grafen von der Natte erhalten haben, von der „Ostheimer“ sind viele
Typen bekannt. Die Strauch-Sauer-Kirsche ist in unseren Gärten meist ein kleiner Baum. Die
Zweige sind überhängend, die Früchte sind dunkelrot, mäßig sauer und haben einen gefärbten
Saft (Abb.1).

Die Bäumchen konnten von Anfang an leicht vermehrt werden, denn sie bilden zuverlässig
Wurzelausläufer (leider bilden faule Träger dabei mehr und auch stärkere Ausläufer). Die
Jungpflanzen werden durch Abstechen des Aufwuchses in Stammnähe gewonnen. Eine solche
Vermehrungsart ist bei Kirschen jedoch nur bei den Sorten „Natte“ und „Ostheimer“ möglich.
Große Stückzahlen resultierten daraus zwar nicht, aber diese Sorte hatte früher eine große
Anbaubedeutung, kostete nichts und die ganze Verwandtschaft konnte über die Jahre
zuverlässig mit Ausläufern versorgt werden. Früher zählte sie zu den in Deutschland am
stärksten verbreiteten Sorten. Heute findet man sie noch ab und zu in Hausgärten. In meiner
Heimatstadt Meerane kann man diese gesunden kleinen Bäume in vielen älteren Gärten heute
noch entdecken. Auch lebt dort die alte Tradition fort, denn die Gartenbesitzer geben
Jungbäume gern nach wie vor an Verwandte und Freunde kostenlos ab. Die alten Sorten sind
zudem kaum krankheitsanfällig, blühen und tragen recht früh, liefern in der Regel aber keine
sehr hohen Erträge.

Die dunkelroten oder schwarzroten Früchte schmecken hervorragend, leicht süß und ich esse
sie deswegen auch mit Vorliebe direkt vom Baum, was man bei den neueren Sorten eher
selten tut. Das Fleisch ist weich und voller Saft von dunkelroter Farbe. Viele Kirschenliebhaber
erklären diesen für Sauerkirschen besonderen Geschmack für erhaben und angenehm.
Hinzuzufügen ist, dass diese ausgewogene Geschmacksrichtung auch nicht zuletzt den
Amseln (übrigens auch dem Steinmarder) aufgefallen ist, mit denen ich aber gerne teile, denn
diese ehemals scheuen Waldvögel sind immer seltener zu sehen.

„Natte“ und „Ostheimer“ sind höchst empfehlenswert für Obstgärten und eignen sich
besonders für sonnige, warme Abhänge in sandigem Lehmboden und in Kalkböden. Ich habe
die sie anfangs nur in meinem eigenen Garten in Radebeul vermehrt, nun aber möchten wir
die Bäumchen aus der Tradition heraus auch im Interkulturellen Garten Coswig aufziehen und
sogar interessierten Gartenfreunden anbieten. Es wird naturgemäß einige Zeit vergehen, bis
eine ausreichende Stückzahl hierfür zur Verfügung steht.

Weitere Merkmale
Früchte: früher Ertragsbeginn; reift in der 4. Kirschwoche.
Standort: sonnig bis halbschattig
Boden: anspruchsloser als übliche Sauerkirschen
Verwendung: Konservenfrucht, Saft- und Weinherstellung, Frischverzehr


 

Abb.1: Fruchtzweig der alten Sauerkirschsorte „Ostheimer“

 

Autor: Wilfried Küchler

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